Open Source Software (OSS)

Definition -- was ist Open Source Software (OSS)?

Neben den konventionellen Formen des Vertriebs von Software hat sich ein zweiter Weg etabliert: Programmierer stellen Ihre Programme in vollem Umfang Anwendern zur Verfügung, ohne Lizenzkosten zu verlangen oder das Recht der Benutzung einzuschränken, wie das bei konventionellen Produkten üblich ist. Open Source Software wird mit dem Programm-Quellcode zur Verfügung gestellt, mit dem man die Programme neu "übersetzen" kann, das heißt, aus dem Code in einer Programmiersprache ein für den Computer audführbares Programm erstellen kann. Dabei darf der Anwender das Programm auch verändern, etwa um neue Funktionen zu erstellen oder das Programm seinen Anforderungen besser anzupassen. Die "Open Source Community" (engl., übersetzt etwa "Gemeinde der Quelloffenen Software") wurde aus dem Gedanken geboren, dass, wenn jeder Beteiligte ein wenig beiträgt, ein Ganzes entsteht, das mehr als die Summe seiner Teile ist.
Auf diesem Weg ist zum Beispiel das Open-Source Betriebssystem Linux entstanden, das ausgestattet mit den Systemwerkzeugen des GNU Projektes von dem mächtigsten Softwarekonzern der Welt, der Firma Microsoft aus Redmond, USA, als gefährlichste Konkurrenz ihrer weltweit marktbeherrschenden Betriebssystem-Familie "Windows" gesehen wird.

Die "Open Source Gemeinde" hat nicht nur das Betriebssystem Linux hervorgebracht. Rund um die Welt werden, teilweise mit Unterstützung von IT-Konzernen wie Sun Microsystems, Hewlett-Packard, IBM und Novell, Softwarekomponenten entwickelt, die unter der [GNU General Public License (GPL] oder ähnlichen Lizenzen Anwendern ohne Erhebung von Lizenzkosten zur Verfügung stehen.

Ein Haupt-Merkmal der unter GPL veröffentlichter Software ist, dass Sie über die (meist kostenfrei erhaltene) Software frei verfügen können. Sie erhalten den Quellcode, mit denen die Programmierer die Anwendung erzeugt haben, ebenfalls frei von Kosten. Wenn Sie die GPL-lizensierte Software verändern und die veränderte Variante an Dritte weitergeben, müssen Sie jedoch auch die von Ihnen vorgenommenen Änderungen kostenfrei der Allgemeinheit zugänglich machen.

Aber auch kommerzielle Nutzung der Software ist möglich. Leistungen rund um das Produkt, also die Konfiguration der Software gemäß den Kundenanforderungen, die Installation, Unterstützung beim Betrieb und Erstellen von Erweiterungen, können durchaus kostenpflichtig sein; an der ursprünglichen Software erhält der Kunde jedoch dieselben Rechte wie der kommerzielle Dienstleister, der das Programm zusammen mit seinen Leistungen zur Verfügung gestellt hat.

Der Nachteil des Mangels eines Rechtspartners, der für die erstellte Software in Produkthaftung steht, kann bei Open Source durch den Einkauf entsprechender Leistungen bei Installation, Wartung und Betrieb kompensiert werden.

Neben der GPL haben sich weitere Lizenzmodelle entwickelt, die zum Beispiel die Weitergabe von modifiziertem Code nicht vorschreiben; die ebenfalls häufig verwendete BSD Lizenz lässt auch die Verwendung in kommerziellen Closed-Source Projekten zu. Viele kommerzielle Closed-Source Produkte enthalten Code aus Open Source Projekten unter BSD Lizenz.

Aktuell wird diskutiert, in wie weit Patente auf Software Open Source Software gefährden - als Beispiel wird oft der patentierte psychoakustische Audiokompressionsalgorithmus "MP3" der Fraunhofer-Gesellschaft zitiert. Die von der Fraunhofer-Gesellschaft bereitgestellten Quelltexte wurden in viele Open Source Projekte intergriert, bis die Fraunhofer Gesellschaft die Urheberrechte an Thomson Multimedia übertrug, die die bis dato unklaren Nutzungsbedingungen klärten und Lizenzgebühren für die Nutzung der patentierten Algorithmen verlangten.

Die Open Source Community reagierte, indem sie einen Algorithmus entwickelten, der zwar das selbe Eingabe/Ausgabe-Verhalten des Fraunhofer Algorithmus zeigte, jedoch keines der Fraunhofer-Patente nutzte (Lame).

Durch zahlreiche in Prüfung befindliche Sotwarepatente, teilweise auch Trivialpatente (siehe z. B. "Patentierter Doppelklick") werden Anwender und Entwickler verunsichert und Weiterentwicklung der Projekte, Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft behindert. Mehr zu dieser Problematik finden Sie beim Förderverein für eine freie Informationelle Infrastruktur e. V. (FFII). Von der Patentproblematik sind nicht nur Open Source Entwicklungen betroffen, nahezu jedes Unternehmen, das Software entwickelt, kann durch Softwarepatente in Schwierigkeiten geraten. Nicht nur die FFII fordert daher eine strenge Prüfung der Patentierungsrichtlinien, um Trivialpatente zu vermeiden.

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Wo ist der Einsatz von OSS sinnvoll?

Der Einsatz von Open Source Software ist nicht nur Glaubenssache oder Hobby einer verschworenen Gemeinde von Freiheitsaktivisten - selbst in unternehmenskritischen Umgebungen wird OSS eingesetzt. Im Internet werden die meisten Angebote mit einer Open Source Web Server Software betrieben, der Webserver-Software "Apache" der Apache Software Foundation - sogar auf dem proprietären Microsoft Windows Betriebssystem. Typische Webserver bestehen aus einem Apache Server, dem Betriebssytem GNU/Linux, dem Datenbankserver MySQL, dem Präprozessor PHP und dem Applikationsserver Jakarta Tomcat, allesamt Open Source Produkte.

Wenn Sie den Einsatz von OSS erwägen, sollten Sie sich folgende Fragen beantworten:

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Ist OSS sicher?

Oft wird von Vertretern kommerzieller Software das Argument angeführt, dass Open Source Software nicht von einem Hersteller unterstützt und gewartet wird, dass Sie somit keinen Gewährleistungsanspruch gegenüber einem Hersteller besitzen, falls das Produkt sich als fehlerhaft erweisen sollte. Das ist richtig - soweit.

Die Erfahrung zeigt aber, dass Anwender aktiver Open Source Projekte über die typischen Instrumente wie Mailinglisten oder Internet-Foren ebenfalls von der Open-Source Gemeinde, der ja auch die Entwickler selbst angehören, unterstützt werden, und das oft schneller und kompetenter als es bei kommerziell supporteter Software üblich ist.
Bei schwerwiegenden Sicherheitsmängeln im Betriebssystem Linux sind typische Reaktionszeiten von der Erstveröffentlichung des Fehlers in einer Mailingliste bis zur Verfügbarkeit von Abhilfe in Form von Betriebssystem-Patches einige Stunden bis einige Tage. Bei Sicherheitslücken in dem geschlossenen, proprietären Betriebssystem Microsoft Windows hat es auch schon mehrere Monate bis zu einem halben Jahr gedauert, bevor der Hersteller einen Patch für eine schwere Sicherheitslücke seinen Anwendern zur Verfügung gestellt wurde - siehe z. B. [Pressemitteilung von eEye Security].

Bei Open Source Systemen ist es nicht unüblich, dass der Entdecker einer Sicherheitslücke auch gleich einen Patch bereitstellt - schliesslich hat jeder Zugang zu den dem Programm zu Grunde liegenden Quelltexten.
Der Open Source Entwicklergemeinde gehören weltweit tausende von Entwicklern an, und täglich kommen neue hinzu.

Dem gegenüber steht eine Vielzahl von Open Source Projekten, die wegen Mangel an Beteiligung "eingeschlafen" sind oder auch offiziell eingestellt wurden. Da viele Projekte nur von freiwilligen, sozusagen "ehrenamtlichen" Entwicklern getragen werden, ist das Risiko des "Einschlafen" eines Projektes manchmal größer als das Risiko des Konkurses eines mittelständischen Softwarehauses oder die Einstellung einer Produktlinie durch die herstellende Firma.

Als Maßstab für die langfristige Verfügbarkeit können Sie die Anzahl der Anwender oder die Aktivität der Projektgruppe werten (so wie bei kommerziellen closed Source Produkten die Größe des Unternehmens und die Zahl der Installationen als Indiz für die lanfristige wirtschaftliche Robustheit herangezogen werden kann).
Im schlimmsten Fall verfügen Sie bei Open Source Projekten über die Programm-Quelldateien, aus denen das Programm erstellt wurde. Diese können Sie oder ein von Ihnen beauftragter Dienstleister verwenden, um verbliebene Fehler zu bereinigen; eine derartige Möglichkeit bieten Ihnen closed-source Anbieter in der Regel nicht.

Als Quintessenz neben der allfälligen "Glaubensfragen" bei der Anwendung von OSS gilt für deren Verwendung ähnliche Regeln zur Investitionssicherheit wie bei closed Source Software: Nur durch Archivierung der Daten in einer gut dokumentierten und problemlos verfügbar zu machenden Repräsentation behalten Sie als Anwender die Freiheit, nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu handeln und zu entscheiden. Die Bindung an ein nicht-interoperables Produkt ist immer ein Risiko.

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Welche OSS Produkte gibt es für medizinische Einrichtungen?

Neben dem branchenübergreifend verwendbaren Betriebssytemen (Linux), der Datei- und Drucker-Serversoftware (Samba), Bürosoftware zur Textverarbeitung, Kalkulation, Geschäftsgrafik und Datenverwaltung (OpenOffice.org), Datenbanksystemen (mySQL, PostgreSQL), Applikations- und Webservern (Apache) existieren auch speziell medizinische Open Source Projekte. Besipiele dafür sind:

Mit Open Source Software stehen Ihnen und Ihren Systembetreuuern vielfältige Werkzeuge zur Verfügung, angepasste Lösungen für Ihre Einrichtung zu erstellen.

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Der generelle Verzicht auf Lizenzgebühren für die bereitgestellte Software ist bei weitem nicht das einzige Argument für den Einsatz von OSS; allerdings sollte auch bei dem Einsatz von OSS genau bedacht werden, welche Risiken dem Nutzen gegenüberstehen.

Falls Sie den Einsatz von Open Source Software erwägen, helfe ich Ihnen gerne bei der Planung und der Umsetzung des Projekts. Sprechen Sie mich an, ich helfe Ihnen gerne.

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Seite erzeugt am: 22.12.2004